Am 28. August veranstaltete meko factory in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Journalistenverband und der Deutschen Journalisten und Journalistinnen Union (dju) eine Diskussionsrunde zum Thema „Rechte Populisten auf dem Vormarsch? Wie gehen Medien mit einer sich verändernden Gesellschaft um?“. Moderiert wurde das Panel von Tina Groll (ZEIT online). Gäste waren Prof. Bernd Gäbler (Medienwissenschaftler), Nicole Diekmann (Korrespondentin des ZDF), Thomas Hacker (medienpolitischer Sprecher der FDP Bundestagsfraktion) und Simone Rafael (Chefredakteurin von belltower.news, Netz für digitale Zivilgesellschaft der Amadeu Antonio Stiftung).
Auf die Frage, ob man sich rechten Populisten widmen und ihnen damit eine Bühne gewähren solle oder ob es besser sei, sie zu ignorieren, befürwortet Prof. Gäbler eine inhaltliche Auseinandersetzung. Er fordert: erst inhaltlich darlegen, dann auslegen. Den Kern der Sache zum Thema machen und nicht den Populismus.
Gäbler stellt der linken „bunten“ Gesellschaft eine rechte „homogene“ Gesellschaft gegenüber. Er bemängelt, dass den Linken beim Hochhalten der Freiheit des Individuums eine kollektive Idee fehle. Diese kollektive Idee sei eher bei den rechten Populisten zu finden. Er fordert argumentativen Faktenjournalismus, bei dem unterschiedliche Ansichten gleich behandelt werden. Journalisten sollten zwar einen Kompass haben, aber keine Mission. Journalisten sollten zuhören und nicht reflexartig reagieren. Er hält es für wichtig, dass Foren für Widerspruch geschaffen werden, in denen es Dialog und Konfrontation gibt.
Thomas Hacker von der FDP Fraktion bemerkte, dass sich der Ton im Bundestag ändere. Bei drei Minuten Redezeit stelle sich die Frage, ob man diese Zeit „opfere“, um auf AfD Aussagen zu reagieren oder ob man lieber die eigene Position darlege. Manchmal sei eine direkte Erwiderung unumgänglich, es sei jedoch auch wichtig, sich nicht davon abbringen zu lassen, die eigene Position zu vertreten.
Nicole Diekmann vom ZDF stellt sich insbesondere auf Twitter der Auseinandersetzung mit der rechten Szene. Sie lasse sich nicht auf jede Auseinandersetzung ein, wenn es zu extrem wird, scheue sie jedoch auch keine Rechtsmittel.
Auch Simone Rafael muss auf der Website von Belltower News mit rechten Kommentaren umgehen. Sie bevorzuge es, diese Nutzer zu blockieren.
Auf die Schlussfrage „Hinsehen, Wegsehen oder Gegenhalten?“ ist der Konsens, dass Hinsehen in jedem Fall notwendig sei. Prof. Gäbler fordert: Hinsehen, richtig einordnen und von Fall zu Fall prüfen, ob Gegenhalten sinnvoll sei. Transparenz sei wichtig. Simone Rafael wünscht sich kreatives Gegenhalten.
Die Frage aus dem Publikum, weshalb in Hinblick auf die Forderung nach Dialog niemand aus der AfD eingeladen worden sei, beantwortet Tina Groll mit dem Hinweis, dies sei eine politische Entscheidung, da man sich von einer solchen Einladung keinen Informationsgewinn verspreche.