Mediensalon: Zukunft des Journalismus Noch Wächter*in der Demokratie oder nur eine Nische im Content-Flow?

Am 28.02.2018 lud der Deutsche Journalisten Verband (DJV Berlin) zusammen mit der Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion (dju Verdi) zu einem Mediensalon im taz Café ein. Tina Groll (ZEIT Online) moderierte das Panel mit folgenden Teilnehmer/innen:

  • Philip Schwörbel (Geschäftsführer von Krautreporter und Prenzlauer Berg Nachrichten)
  • Sabrina Markutzyk (Reporterin beim Tagesspiegel und neukoellner.net)
  • Prof. Dr. Ayad Al-Ani (Forscher am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft)
  • Rattana Schicketanz (Redaktionsleiter N24 Online)
  • Anja Pasquay (Pressesprecherin beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) e.V.)

Die einleitende Frage, wie die Chancen des Journalismus heute in Zeiten der Digitalisierung aussehen, wurde erstaunlich positiv beantwortet. Rattana Schickedanz hob hervor, dass die Digitalisierung die Recherche stark vereinfacht habe. Philip Schwörbel betreibt mit Krautreporter und den Prenzlauer Berg Nachrichten erfolgreiche Online Portale. Auch Sabrina Markutzyk kann auf erfolgreiche Projekte wie neukoellner.net zurückblicken. Hier hätten neben Lokaljournalismus auch Offline Bemühungen zum Erfolg beigetragen, wie z.B. das Veranstalten von Events, um eine Identifikation der Leute mit der Plattform zu fördern. Philip Schwörbel meinte, dass neben allen positiven Entwicklungen der Qualitätsjournalismus den Kontakt zu seinem Publikum verloren habe. Prof. Ayad Al-Ani definierte die Aufgabe des Journalismus als „die Welt erklären“ und Entscheidungshilfen liefern. Es werde Communities mit ihren Medien geben. Daneben gebe es aber auch noch Bedarf am Qualitätsjournalismus für die Eliten.

Anja Pasquay wehrte sich gegen den Vorwurf, die Presse habe die digitale Wende verschlafen. Viele Zeitschriften, darunter auch die taz seien von Beginn an im Internet vertreten gewesen und würden heute bereits erkleckliche Einnahmen über paywalls erzielen. Eine langfristige Prognose, wie sich die Dinge entwickeln, sei ihrer Meinung nach nicht möglich. Man könne lediglich für maximal drei Jahre Prognosen stellen, da die Entwicklungen zu unberechenbar seien. Einig waren sich die Panelteilnehmer/innen, dass sich die Ansprüche an den Journalismus durch die Digitalisierung geändert haben. Der Beruf Journalist/in ist technischer und komplexer geworden. Es wurde auch in Frage gestellt, ob die traditionelle Journalismusausbildung überhaupt noch zeitgemäß sei.

Die abschließende Frage galt möglichen Innovationen. Rattana Schicketanz sah in Virtual Realities und Spracherkennungssystemen Innovationspotential. Prof. Ayad Al-Ani konnte sich sogar vorstellen, dass ein social credit system, wie es zurzeit in China getestet wird, in Europa eine Zukunft haben könnte. Hierbei hat jede/r Bürger/in ein Konto mit social credits, das mit Punkten belohnt oder auch belastet wird, je nach Handeln und Verhalten.
Philip Schwörbel empfahl, nicht so viel zu lamentieren, sondern einfach zu tun, damit Journalismus erfolgreich ist. Er sieht Potential in sozialen Plattformen, die mit Vertrauensbildung auch zahlende Mitglieder gewinnen. Prof. Ayad Al-Ani glaubt, dass globale Communities die Zukunft bestimmen werden, in denen auch die Leser/innen partizipieren.

In der anschließenden Fragerunde wurde das Thema „Branded Content“ angesprochen. Ist es vertretbar, wenn sich ein Portal von einem Sponsor finanzieren lässt? Rattana Schicketanz stand diesem Konzept skeptisch gegenüber. Prof. Ayad Al-Ani sah das Thema gelassener. Es spreche nichts dagegen, solange der Pressekodex nicht verletzt werde. Man müsse sehen, was geht. Allgemeiner Kritik, dass es gar keinen free content im Web geben dürfe, da dies die Preise verderbe, wurde entgegengehalten, dass Webportale auch eine Reichweite brauchen, um erfolgreich zu sein. Hierzu sei es notwendig, auch freien Content zur Verfügung zu stellen.

Der nächste Mediensalon wird am 28. März wahrscheinlich wieder im taz Café stattfinden und soll eine regelmäßige Veranstaltung werden.

Ein Gedanke zu „Mediensalon: Zukunft des Journalismus Noch Wächter*in der Demokratie oder nur eine Nische im Content-Flow?

  1. N. sagt:

    Hallo Esther,
    ich bin begeistert. Du hast es absolut wahrheitsgetreu wiedergegeben und geschrieben, dass man es gerne bis zum Ende liest. Ich ziehe meinen Hut.

    Beste Grüße
    N.

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